Folgenden Beitrag hatte Roland Baader im April 1995 als Vorwort zum von ihm herausgegebenen Buch “Die Enkel des Perikles: Liberale Positionen zu Sozialstaat und Gesellschaft” verfasst. Er ist auch heute noch von grosser Aktualität:
Der Liberalismus hat in Deutschland nie eine echte Chance zur vollen Entfaltung gehabt. Die hoffnungsvollen Ansätze im 19. Jahrhundert, die man an Namen wie Ludwig Bamberger und Eugen Richter festmachen kann, zerbrachen endgültig an der charismatischen Figur Bismarck und an dessen massen- und machtpolitisch geschickt konstruierter Sozialgesetzgebung.
Generell waren in Deutschland (wie in ganz Kontinentaleuropa) die geistigen Strömungen französischen Ursprungs stets wesentlich einflußreicher als die originär liberalen Ideen der schottischen Moralphilosophen. Schon im 18. Jahrhundert wurden viele der im realpolitischen Parteien- und Ständestreit errungenen englischen Freiheitsideale unter dem Einfluß des rationalistischen Liberalismus in Frankreich (und in der Folge auch hierzulande) oft in ihr krasses Gegenteil verkehrt.
Die Auswirkungen der vielfach falschen Freiheitsideale der Französischen Revolution, ferner die später im Zuge der Deutschen Einigung aufkommenden nationalistischen Strömungen und letztlich der Erste Weltkrieg taten ihr Übriges, um den „echten“ Liberalismus als geistige Tradition in Deutschland (und weitgehend auch im übrigen Europa) vollständig zum Erliegen zu bringen.
Das Schicksal einer zwischen den beiden Weltkriegen von der Nationalökonomie (und hier vor allem von der sog. „Österreichischen Schule“) ausgehenden neuliberalen Bewegung kann man am besten durch den Umstand verdeutlichen, daß ihre herausragenden Köpfe, nämlich Ludwig von Mises und Friedrich A. von Hayek, aus Kontinentaleuropa emigrierten (Mises in die USA, Hayek zunächst nach England, später ebenfalls in die Vereinigten Staaten). Schließlich gab es in Deutschland keine geistige Kraft mehr, die sich dem braunen und dem roten Sozialismus hätte entgegenstellen können. Und wie es um den Liberalismus in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg bestellt war, macht am besten die Entwicklung der FDP deutlich. Was an dieser Partei einmal liberal (im klassischen, also nicht im „linksliberalen“ Sinne) gewesen ist, ging spätestens mit und seit der sozialliberalen Koalition verloren. Konsequenterweise scheint denn auch das Schicksal dieser Partei besiegelt zu sein, da es neben der SPD und der quasi-sozialdemokratischen CDU in der deutschen Parteienlandschaft keinen Bedarf für eine dritte sozialdemokratische Gruppierung gibt. Die Deutschen scheinen hier – wie so oft – mit einer gewissen Zeitverzögerung der amerikanischen Entwicklung hinterherzuhinken, wo der Begriff „liberal“ identisch mit „sozialdemokratisch“, „links“ oder „sozialistisch“ geworden ist und wo sich die echten Vertreter der klassischen Liberalismus-Tradition die Bezeichnung „Libertarians“ zugelegt haben. Friedrich A. von Hayek hat einmal resignierend geschrieben: „Es ist … notwendig, festzustellen, daß das, was ich ‚Liberalismus‘ genannt habe, wenig mit irgend einer politischen Bewegung zu tun hat, die heute diesen Namen trägt. Es ist auch fraglich, ob die historischen Assoziationen, die mit diesem Namen verbunden sind, heute dem Erfolg einer Bewegung förderlich sind … Ich selbst habe immer mehr das Gefühl, daß … er als Bezeichnung mehr eine Belastung geworden ist als eine Quelle der Kraft … Aber ich habe mir vergeblich den Kopf zerbrochen, um ein bezeichnendes Wort zu finden, das sich bieten würde“ (Hayek 1971, S. 492 f.).
Der kritische Leser mag bemängeln, daß beim hier verwendeten Liberalismus-Begriff zu wenig unterschieden werde zwischen „politischem“ und „ökonomischem“ Liberalismus. Doch das mag allenfalls in der historischen Betrachtung einen gewissen Sinn ergeben, weil es den frühen Vorkämpfern der Bewegung (im England des 17. und 18. Jahrhunderts) zunächst mehr um politische als um ökonomische Freiheitsrechte gegangen war. Genau besehen, verkennt diese Unterscheidung jedoch das Wesen des Liberalismus. Ludwig von Mises hat das kurz und prägnant zum Ausdruck gebracht als er schrieb: „Das Grundprinzip des Liberalismus ist die Marktwirtschaft … Man kann ihn nur begreifen, wenn man auf die Nationalökonomie zurückgeht.“ (Und bedauernd fügte er hinzu: „Das erschien den Staatsmännern und schon gar den Wählern bald zu mühsam“) (Mises 1959).
Doch wie verträgt sich eine solche recht beklemmende Sicht mit dem optimistischen Jubel-Fanal, das der stets brillante Freiheitsdenker Wolfram Engels kürzlich wie folgt formulierte: „Der Liberalismus hat soeben einen triumphalen Sieg errungen. [Gemeint ist der Zusammenbruch des Sozialismus im Osten, R. B.] Keine Idee war in der Geschichte jemals erfolgreicher … Die erfolgreichste Zivilisation der Geschichte, die europäische, hat die Welt erobert, und diese Zivilisation ist der Liberalismus“ (Engels 1994).
Da man Engels vehement zustimmen muß, stehen beide Sichtweisen offenbar nur scheinbar im Widerspruch zueinander (was schon daran zu erkennen ist, daß besagter Engels-Kommentar recht pessimistisch mit dem Satz schließt: „Der Liberalismus ist intellektuell zu anspruchsvoll, als daß er je hoffen könnte, die Mehrheit der Wähler zu gewinnen“). Das Rätsel löst sich rasch auf, wenn man zwischen dem Liberalismus als geistesgeschichtlicher Idee oder als wissenschaftlicher und philosophischer Theorie einerseits und der faktischen marktwirtschaftlich-kapitalistischen Entwicklung andererseits zu unterscheiden lernt. Die Existenz jenes „realen Liberalismus“, der – beginnend mit der Industriellen Revolution und fortschreitend bis zum Ersten Weltkrieg – für einen in der Weltgeschichte einzigartigen wirtschaftlichen Aufschwung und für eine dramatische Überwindung der Massenarmut in der westlichen Welt gesorgt hat, war hauptsächlich dem Umstand zuzuschreiben, daß der Staat und seine Regierungsmaschinerie damals noch nicht die umfassende Kraft, die Kenntnisse, die Phantasie und die Organisationsstruktur besessen hat, um alle Lebensbereiche der Menschen regulieren und kontrollieren zu können. Was hier also gewirkt hat, waren weniger die liberalen Ideen und geistesgeschichtlichen Freiheitsideale als vielmehr die schiere Tatsache, daß Marktwirtschaft in einer Großgesellschaft spontan entsteht und (wie von der „unsichtbaren Hand“ Adam Smiths gelenkt) abläuft, wenn und soweit man sie entstehen und sich fortentwickeln läßt, wenn und soweit man sie also nicht mit staatlichen Zwangsmaßnahmen oder Vorschriften verhindert, lähmt oder abwürgt.
Beide Dimensionen der Freiheit, kurz gesagt die geistig-ideologische und die faktisch-alltägliche, können natürlich eine äußerst fruchtbare Verbindung eingehen (und sollten das realiter auch tun, weil die letztere ohne die erstere niemals dauerhaft bestehen kann!). Am besten läßt sich eine solche Verbindung am beispiellosen Aufstieg Westdeutschlands in den 50er Jahren demonstrieren. Was man in aller Welt als „Wirtschaftswunder“ bestaunte, war das Ergebnis des glücklichen Zufalls, daß ein hochgebildeter Vertreter der „geistigen Dimension“ des Liberalismus, ein liberaler Nationalökonom namens Ludwig Erhard, gleichzeitig auch politische Führungsfunktionen übernehmen konnte, die es ihm ermöglichten, rund zwanzig Jahre lang die „reale Dimension“, also die faktischen Rahmenbedingungen der bundesrepublikanischen Marktwirtschaft zu gestalten und wesentlich mitzubestimmen. Doch sollte jenes Interregnum der Dominanz eines (nicht ganz, aber annähernd) „echten“ Liberalismus leider Episode bleiben. Auch ein „Wunder“ (und sein Elends-Gegenbild im Osten) haben nicht ausgereicht, den Deutschen begreiflich zu machen, daß es nicht die Parteisprüche der Sozialbeglücker und die Kampfparolen der Gewerkschaftsfunktionäre waren, die sie aus den Kriegstrümmern zu Wohlstand und Freiheit geführt haben, sondern die im wahrsten Sinne des Wortes „wunderbare“ Kombination aus liberalem Geist und liberalen faktischen Gegebenheiten, für die der Name Ludwig Erhard stand. Hätten sie es begriffen, dann wäre das Wunder nicht Episode geblieben, sondern hätte sich fortgesetzt. Was hingegen seither über uns gekommen ist, der „soziale Liberalismus“ des Wohlfahrtsstaates und des schieren Emanzipationswahns, die angeblich „liberale“ Makro-Klempnerei konstruktivistischer Globalsteuerer und Machbarkeits-Illusionisten, das ist nur noch das zynische Zerrbild des wahren Liberalismus. Unter dem Schwindeletikett des „demokratischen“ und „sozialen Liberalismus“ hat hier eine der vulgärreligiösen „Theologie der Befreiung“ parallel laufende „Befreiungsökonomie” den Zeitgeist verdunkelt; eine Quasi-Religion, deren Götze „die Gesellschaft“ und deren Heilslehre der Keynesianismus mit seiner inflationistischen (und geldpolitisch abgesegneten) Wachstums- und Vollbeschäftigungs-Liturgie ist.
Was nun können die Freunde der Freiheit gegen diese massensektiererische Verfälschung des Klassischen Liberalismus tun?
In den angelsächsischen Ländern haben sich seit Jahrzehnten sog. „free market think tanks“ (marktwirtschaftliche Denkfabriken) etabliert, private Stiftungen und Non-Profit-Organisationen, die mit einer ungezählten Fülle von Publikationen, Vortragsveranstaltungen und medienwirksamen Informationen aufklärende Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Ohne die breitenwirksame Arbeit dieser Institute – wie bspw. des IEA (Institute of Economic Affairs) in London – wäre es, um nur ein Beispiel zu nennen, undenkbar gewesen, daß eine politische Figur wie Margaret Thatcher lange genug ans politische Ruder kommen und den mehr als vierzigjährigen sozialistischen Niedergang Großbritanniens wirksam bremsen konnte; denn gegen den Strom der öffentlichen Meinung können auch die besten politischen Köpfe eines Landes oder einer Regierung kaum etwas bewirken.
Tragischerweise gibt es keine vergleichbar große und effiziente Organisation privater Trägerschaft im deutschsprachigen Raum. Kleinere Institutionen wie das Liberale Institut in Zürich, das Frankfurter Institut oder das Unternehmerinstitut UNI in Bonn, sind zwar mutige, hochqualifiziert besetzte und für den Fortbestand des freiheitlichen Rechtsstaates unverzichtbare Insel-Bastionen inmitten eines Ozeans der Ignoranz und der vulgärökonomischen Irrlehren, aber ihre Wirkung ist in der Brandung der Massenmedien vergleichsweise gering, und ihre Mittel sind meist unzureichend für die Bewältigung der aufklärerischen Herkules-Aufgaben. So sind denn die wirklich liberalen Freiheitsdenker des deutschsprachigen Raums in vielfacher Hinsicht Einzelkämpfer, Rufer in der Wüste, die entweder auf ihren akademischen Wirkungskreis beschränkt bleiben (wo sich ein immenses Insider-Wissen anstaut), oder – soweit sie sich einem breiteren Publikum zuwenden – auf die sporadische Gastfreundschaft konservativer Schriftenreihen hoffen müssen. Hier wiederholt sich das, was Ludwig von Mises „das Verhängnis des 19. Jh.“ genannt hat. Es dürfte sich lohnen, die entsprechende Passage aus seinem Liberalismus-Artikel von 1959 (s. Mises 1959) im vollen Wortlaut wiederzugeben:
„Das Verhängnis des 19. Jh. war es, daß den im demokratischen Staatswesen zur Führung berufenen Schichten der Gebildeten die Nationalökonomie fremd wurde … Eine Erneuerung des Liberalismus [ist] nur von einer Belebung des Interesses der Gebildeten an nationalökonomischen Fragen zu erwarten … Das, um was es sich handelt, ist, bei den Gebildeten das Gefühl politischer Verantwortung zu erwecken. Der Arzt, der Anwalt, der Unternehmer, der Ingenieur, sie alle müssen lernen, ihre politischen Entscheidungen mit derselben Gewissenhaftigkeit vorzubereiten, mit der sie in ihrem Berufe vorgehen. Sie müssen nach politischer Bildung und Fortbildung mit dem gleichen Eifer streben, mit dem sie ihr fachliches Wissen erwerben und mehren. Politische Bildung aber bedeutet vor allem Nationalökonomie. Im Hinblick auf die Probleme, um die es in den großen Ideenkämpfen der Gegenwart geht, ist man versucht zu sagen: Politische Bildung ist Nationalökonomie“ (S. 602 f.).
Erschwerend kommt hinzu, daß das Mises‘sche Diktum zwar für das 19. Jahrhundert und auch noch für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zutreffend gewesen ist, daß aber heute eine entsprechende Bildung der „führenden Schichten“ nicht mehr ausreicht, weil in den modernen Massendemokratien gegen die sog. „Meinung des Volkes“ kaum noch etwas bewirkt werden kann (sehr wohl aber gegen die Meinung derjenigen, die Mises als die „gebildeten Schichten“ bezeichnen würde). Der Bildungsauftrag, von dem Mises gesprochen hat, gewinnt somit eine zusätzliche, fast illusorische Dimension. Was (auch deshalb) zur weitgestreuten ökonomischen Aufklärung hinzutreten muß, hat am kürzesten der genialische Historiker unter den amerikanischen Libertarians, Ralph Raico, formuliert, daß nämlich „die Verteidigung einer liberalen Wirtschaft nicht einfach nur ökonomisches Wissen, sondern ebenso moralisches Rückgrat verlangt“ (Raico 1987, S. 281).
Vor solch ebenso bedrückendem wie aufrüttelndem Hintergrund kann die private Initiative eines einzelnen Bürgers, ein Buch wie den vorliegenden ersten Band der Reihe „Freiheitsdenker der Gegenwart“ finanziell zu fördern, gar nicht hoch genug geschätzt und gewürdigt werden. Ein Unternehmer, der ungenannt bleiben möchte, hat dem Herausgeber erst die materielle Möglichkeit verschafft, eine lange gehegte Idee zu verwirklichen, nämlich die Gedankenwelt des echten, unverfälschten Liberalismus und dessen gegenwärtig herausragenden Vertreter einem größeren, zwar gebildeten, aber nicht notwendigerweise fachkundigen Leserkreis vorzustellen. Sein Beispiel möge, so ist zu hoffen, jener großen Mehrheit der deutschen Unternehmerschaft als Vorbild dienen, die alljährlich zur Weihnachtszeit oder anläßlich von Geburtstagen und Jubiläen ihre Kundschaft hundert- und tausendfältig mit einfallslosen Weingeschenken, selbstgefällig verteilter Management-Literatur oder nutzlosen Kalendern bedenkt, gleichzeitig aber nicht müde wird, den fortschreitenden Erosionsprozeß des marktwirtschaftlichen und rechtsstaatlichen Ordnungsrahmens und die rechts- und ordnungspolitische Verwahrlosung unseres Landes zu beklagen. Mit dem gleichen, ja sogar mit geringerem finanziellen Aufwand könnte durch die Förderung entsprechender Literatur unendlich viel Sinnvolles zur geistigen und moralischen Erneuerung in Deutschland getan und bewirkt werden.
Nicht minder große Anerkennung gebührt dem Verleger dieser Reihe, der das Wagnis eingegangen ist, dem stringenten Liberalismus (dem er selber eher ein wenig reserviert gegenübersteht) – und damit der Antipode des herrschenden Zeitgeistes – ein publizistisches Forum zu errichten.
An dieser Stelle drängen sich dem Herausgeber noch vier wichtige Anmerkungen auf:
- Wie die Planung von Folgebänden bereits impliziert, erhebt der vorliegende Band weder hinsichtlich der thematischen Annäherung an das Freiheitsphänomen noch bezüglich der Autorenwahl den Anspruch auf Vollständigkeit. Die meisten der hier bei der Startpublikation Mitwirkenden sind einander im Geiste der klassischen Freiheitsideale freundschaftlich verbunden und haben sich zusammengefunden, um einen Anfang zu setzen für eine neue Form der Leseransprache, bei der noch viele namhafte Mitstreiter zu Wort kommen sollen.
- In den geplanten Folgebänden der Reihe „Freiheitsdenker der Gegenwart“ sollen auch nicht-deutschsprachige Vertreter des stringenten Liberalismus aus den Gebieten der Nationalökonomie, der Sozialphilosophie, der Wirtschafts- und Kulturgeschichte (kurz: der Politischen Ökonomie im weitesten Sinne) vorgestellt werden. Die Übersetzung der Beiträge (meistens aus dem Englischen) verursacht jedoch hohe Kosten und Zeitverzögerungen. Deutschsprachige Autoren (obgleich in der Realität zahlenmäßig verschwindend gering im Vergleich zu ihren angelsächsischen Kollegen) werden deshalb stets einen leichten Vorzug genießen, wobei auch das erneute Auftreten eines Mitwirkenden nicht ausgeschlossen, sondern im Sinne einer gewissen Kontinuität sogar ausdrücklich vorbehalten bleiben soll.
- Auch der sog. „stringente“ Liberalismus, unter dessen Leitstrahl sich Herausgeber und Co-Autoren dieser Reihe versammeln, ist keineswegs die Bezeichnung für ein homogenes Denkgebäude oder für eine geschlossene und eindeutig definierbare Schule der Ökonomie. Die Freiheit ist keine mathematische Gleichung, deren Variablen man eindeutig bestimmen könnte. Auch der stringente oder strenge Liberalismus (ja, gerade er!) läßt eine weite Skala des freiheitlichen Denkens zu, die sich vom Klassischen Liberalismus in der Tradition der englischen „Old Whigs“ und von Namen wie Edmund Burke und Alexis de Tocqueville – über die sog. „Österreichische Schule der Nationalökonomie“ mit Namen wie Carl Menger, Ludwig von Mises, F. A. von Hayek sowie über weite Felder der modernen Institutionenökonomie und Public Choice-Theorie, mit Namen wie James M. Buchanan und Anthony de Jasay – bis hin zu den radikalliberalen Vertretern des amerikanischen „libertarianism“ und zu Namen wie Murray N. Rothbard und Hans-Hermann Hoppe erstreckt.
- Einer der Mitwirkenden an der vorliegenden Anthologie hat bemängelt, daß der Obertitel der Reihe: „Die Enkel des Perikles“ zu prätentiös, sowie der eigenständigen wissenschaftlichen und denkerischen Qualifikation der Co-Autoren nicht angemessen sei. Dieser Einwand besteht zu Recht. Wenn der Herausgeber gleichwohl auf der Beibehaltung des Titels beharrt, so trifft ihn hierfür die alleinige Verantwortung. Als populärwissenschaftlich Tätiger glaubt er, eine solch läßliche Sünde am hochseriösen akademischen Komment begehen zu dürfen, zumal er in Perikles nicht nur den großen Staatsmann sieht (in dessen Nachfolge sich freilich keiner der Autoren zu sehen erkühnen würde), sondern auch und vor allem jenen Abendländer, der vor zweieinhalbtausend Jahren wohl als erster das ausgesprochen (und vorgelebt) hat, was für alle Zeit der intellektuelle Generalnenner aller stringent Liberalen bleiben wird: der Mut zur Freiheit (siehe das Eingangsmotto). Und wenn Ludwig von Mises, die große Leitfigur des wahren Liberalismus in unserem Jahrhundert, mahnend geklagt hat: „Die Enkel der Freiheitskämpfer nähern sich immer mehr dem totalen Staat des Sozialismus“ (Mises 1959, S. 603), dann wollen die „Enkel des Perikles“ ihr geistiges Erbe völlig anders sehen, nämlich in der niemals endenden Aufgabe, dieser ebenso endlosen Gefahr für die Freiheit mutig und entschlossen entgegenzutreten. Hier stehen wir; wir können nicht anders.
Waghäusel, im April 1995 Roland Baader
Literatur
Hayek, Friedrich A. von, 1971: Die Verfassung der Freiheit, (Mohr) Tübingen.
Mises, Ludwig von, 1959: Art. „Liberalismus – (2) Wirtschaftlicher Liberalismus“, in: HdSW., Bd. 6, Tübingen/Göttingen, S. 596-603.
Engels, Wolfram, 1994: Kommentar „FDP ist gut gegen Vampire“, in: WirtschaftsWoche Nr. 46 v. 10. Nov. 1994.
Raico, Ralph, 1987: Der deutsche Liberalismus und die deutsche Freihandelsbewegung – Eine Rückschau, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, 36. Jhrg. 1987, S. 263-281.