Regierungen, Zentralbanken und der Internationale Währungsfonds (IWF) ernten Lob für ihre entschlossene Bereitstellung von Geld- und Kreditsummen in bislang nie dagewesenen Grössenordnungen. Die Kritik an staatlichen Milliardenhilfen für Banken, deren Führungskader sich trotz Giga-Verlusten mit Millionen-Boni überschütten, sowie am Freikauf von Euro-Ländern, die seit Jahrzehnten eine verschwenderische Haushaltspolitik betreiben, sei zwar berechtigt – so räumen die Experten ein; doch letztlich gehe es um die Vermeidung einer „Systemkrise“.
Es sei deshalb im Interesse aller Bürger und einer prosperierenden friedlichen Welt, das globale Weltfinanz- und Banken-System vor dem Zusammenbruch zu retten, sowie Euroland vor dem Zerfall.
Ist also „der Markt“, sind die Hasardeure in den Banken und Finanzkonzernen, die gierigen Spekulanten und Fonds-Bosse die bösen Brandstifter, die Politiker hingegen die guten Rettungsengel? Liegt die vernünftige Lösung also tatsächlich beim Staat? Wer das glaubt, hat das Wesen des Geldes und der Politik nicht verstanden.
Die elementare Antriebskraft der Politik folgt der ersten Frage: Wie erlange, wie bewahre und wie vermehre ich Macht? Und die zentrale Antwort lautet: „Mit anderer Leute Geld – und zwar mit beliebig viel davon, um die Wählermassen bestechen zu können.“ Deshalb braucht das Machtmonopol auch das Geldmonopol, den Geldsozialismus in Form des staatsmonopolistischen, beliebig vermehrbaren Papiergeldes – und des zentralplanwirtschaftlichen Zinsdiktats über die Zentralbanken.
Leider sind damit alle zufrieden: Die Regierungen, die sich uferlos verschulden können, die Bankbosse, die ungezählte Milliarden verzinslich hin- und herschieben können, die Zentralbanker, die Gott spielen dürfen, die Anleger, die sich reich rechnen, und die Konsumenten, die sich zugunsten des Heute borgen können, als gebe es kein Morgen. Nur der Markt nicht, denn der fordert echtes Geld aus echter Arbeit, solide Kredite aus soliden Ersparnissen, Haftung für Fehlinvestitionen, Rückzahlung von Schulden, wahre Zinsen gemäss den Zeitpräferenzen – und handfeste Konsumprodukte statt akrobatische Finanzkonstrukte.
Deshalb löst der Markt den Zusammenbruch der Scheinwelt aus, die Entzugskrise nach dem Drogenrausch der Falschgeld-Junkies. Diese Katharsis verhindern zu wollen, hat nichts mit Vernunft zu tun, sondern mit Machtpolitik. Und die wird scheitern. Man kann sich weder reich fressen noch reich drucken (Gelddrucken); Reichtum kommt nur aus Ersparnissen und Produktion. Und das funktioniert nur nach den Marktgesetzen – so man sie denn wirken lässt.
Gefährliches Gelddrucken. Falsche Ansätze zur Lösung der Weltfinanzkrise, in: Junge Freiheit v. 15.10.2010.