Warum es nicht gut ist, Politik mit Mitteln der Moral zu praktizieren
Handeln auf Kosten anderer ist problematisch. Politik ist deshalb seit je eine zweischneidige Angelegenheit, denn sie ist immer nur auf Kosten anderer zu betreiben. Bei ordnungs- und sicherheitspolitischen Aktivitäten mag man im Urteil noch schwanken, weil die These, Ordnung und Sicherheit seien den meisten Bürgern „etwas wert“, diskutierbar ist. Bei Maßnahmen mit Umverteilungswirkung aber – und das trifft auf fast die gesamte Politik zu – muss das Urteil kompromisslos ausfallen: unmoralisch und daher illegitim.
Moral erstirbt, wenn Menschen bei ihren Entscheidungen nicht die eigenen Mittel einsetzen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen nicht selbst tragen müssen. Moralische Prinzipien wie Ehrlichkeit, Friedlichkeit und Freiwilligkeit werden entweder befolgt oder aufgegeben. Kompromisse kann es hier nicht geben. Der Sozial- und Wohlfahrtsstaat hingegen beruht auf „moralischen Kompromissen“ — also auf einem Aufgeben moralischer Prinzipien. Wo immer man die Verbindung zwischen Beitrag und Belohnung, Leistung und Nutzen, oder Kosten und Ertrag kappt, wie das dem Sozialstaat systemimmanent ist, hat man den Hauptantriebsriemen jenes Generators zerstört, der Moral erzeugt.
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